Der unglückliche Ritter

[201] Romanze.


Da irr' ich in den Steinen

In wilden Büschen hin,

Einsam, und kann nicht weinen,

Die milden Sterne scheinen,

Gebrochen ist mein Sinn,

Die Kraft dahin.


Ich war ein junges Blut,

Zu Lust und Tanzen munter,

Hochfliegend war mein Muth,

Die ganze Welt mir gut,

Geht alles jetzt bergunter

Zur Nacht hinunter.
[202]

Mich sehn die Waffen an,

Mein Roß giebt mir die Blicke,

Ich bin ein andrer Mann,

Daß ich's nicht sagen kann:

Verschwunden all' mein Glücke

Im Augenblicke.


Sonst hört' ich gern von Schlachten

Und wünschte mich ein Held,

Jetzt mag ich nichts mehr achten,

All Sinne nicht mehr trachten

Hinein in volle Welt,

Mir nichts gefällt.


Sie ist mir hart und spröde,

Hofnung ist mir vergangen,

So bin ich still und blöde,

Drum geh' ich in die Oede,

Und naß sind meine Wangen

Vor Pein und Bangen.
[203]

Kein Wort wag ich zu sprechen,

Sie frägt mich nicht darum,

Ich will die Sorge brechen,

Mich an mir selber rächen,

Der Kummer bringt mich um,

Er bringt mich um.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 201-204.
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