Das ent des keisers Augusti

[259] Im geilen ton Frauenlobs.


14. april 1548.


1.

Als Augustus war alte

sechs und sibenzig jar,

als sein ent nahen war,

da schlug zu seinem bilde

ein grimmer donnerschlag;

Schlug von seim nam mit gwalte

Cäsar herab das c;

das wurt bedeutet e,

das fort der keiser milde

würt leben hundert tag.

Also in unmut er spazieren fure,

nit weit von Rom da stieß in an die rure,

verbarg doch sein krankheit

zu Nola etlich zeit,

da er ganz totkrank wure,

das erschal weit und breit.


2.

Sein gut freunt tet er fragen,

sprach: »hab ich nicht in macht

gar nutzbarlich zubracht

auf ert mein kurzes leben

in meinem keisertum?«

Tet darnach zu in sagen:[259]

»seit frölich! und auch tut

was frölichs!« wolgemut

gesegnet sie all eben

und went sich von in um.

Als in sein gmahel küsset und umfinge,

sprach er: »Livia, denk vor allem dinge

unser e, leb frölich!

und got gesegne dich!«

nach den worten ausginge

im die sel senftiglich.


3.

Darnach die herschaft truge

sein leich hin bis gen Rom,

da die ritterschaft kom,

trug in für das rathause,

da nam in der senat,

Trug in auf den platz kluge

Martium, da zu ent

sein leich auch wurt verbrent

mit klag groß überause

in Rom der ganzen stat.

Wo noch ein keiser wer also senftmütig,

der das reich regieret so mild und gütig,

den het iederman lieb,

auch im gedechtnus blieb

sein nam ganz erengütig –

wie Suetonius schrieb.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 259-260.
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