[17.]

Aus Ronsard's Erfindung

Als ich nechst war ausspazieret

Zu den Hirten in den Wald

Und mit ihnen musicieret,

Daß der ganze Pusch erschallt,

Kam die Venus selbst zu mir,

Bracht' auch ihren Sohn mit ihr,

Der bei mir verbleiben solte,

Wo ich ihn was lehren wolte.


Alles, was du wilt bedingen,

Sagte sie, ist dir vergünnt,

Wo du deine Kunst, zu singen,

Lehren wirst mein kleines Kind.

Wol, ich weis' ihm ganz bereit,

Was man noch hat dieser Zeit

Von den Göttern aufgeschrieben,

Und im Hirtenbuch ist blieben.


Wie daß Pan auf sieben Röhren

Anzustimmen hat erdacht

Und, ganz lieblich anzuhören,

Einen neuen Ton aufbracht;

Wie daß Aristäus weit

Mit dem Bacchus kam in Streit,

Ob die Süßigkeit der Bienen

Mehr als Wein uns könte dienen.


Aber nein, der lose Knabe

Machte, was er vor gethan;

Wann ich ihm was anders gabe,

So hub er von Buhlen an;

Allzeit ward von ihm gehört,

Wie die Lieb' uns so bethört,[21]

Wie nach seiner Mutter Sinnen

Jedermann muß lieb gewinnen.


Solt er Lection aufsagen,

Wust' er lauter nichts darvon,

Brachte selbst mir vorgetragen

Eine schwere Lection;

Jetzt ich also nichts mehr weiß,

Dann von Lieb' und ihrem Preis;

Jetzt ist gänzlich mir entfallen,

Was ich konte vor für allen.


Nun ade, ihr Feldgöttinnen,

Nun ade, du grüne Lust;

Corydon muß jetz beginnen,

Was er vorhin nie gewust:

Es ist, wo ich geh' und steh',

Alles nichts dann Galathee;

In den strengen Liebesorden

Bin ich durch ein Kind bracht worden.

Quelle:
Martin Opitz: Ausgewählte Dichtungen, Leipzig 1869, S. 19-22.
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