Schlachtgesang vor der Schlacht bei Prag

[31] den 6. Mai 1757.


Was kannst du? Tolpatsch und Pandur,

Soldat und Offizier!

Was kannst du? fliehen kannst du nur;

Und siegen können wir.


Wir kommen; zittre! Deinen Tod

Verkündigt Roß und Mann!

Wir kommen, unser Kriegesgott,

Held Friedrich, ist voran!
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Auch ist, mit seiner Heldenschar,

Der Held Schwerin nicht fern,

Wir sehen ihn; fein graues Haar

Glänzt uns, als wie ein Stern!


Was hilft es, Feind, daß groß Geschütz

Steht um dich her gepflanzt?

Was hilft es, daß mit Kunst und Witz

Dein Lager steht umschanzt?


Gehorsam feurigem Verstand

Und alter Weisheit nun,

Stehn wir, die Waffen in der Hand,

Und wollen Thaten thun.


Und wollen trotzen deiner Macht,

Auf hohem Felsensitz,

Und deinem Streich, uns zugedacht,

Und deinem Kriegeswitz.


Und deinem Stolz und deinem Spott;

Denn diesen bösen Krieg

Hast du geboren: drum ist Gott

Mit uns, und giebt uns Sieg!


Und läßt uns herrlichen Gesang

Anstimmen nach der Schlacht.

Schweig' Leier! Hört Trompetenklang!

Still, Brüder! gebet Acht!

Quelle:
Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ausgewählte Werke, Leipzig 1885, S. 31-32.
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