An Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg

[234] Daimonie


Fritz, Fritz! Bei den Unsterblichen, die hold

Auch meinem Leben sind! – Sie zeugen mir! –

Sieh, angesichts der Ritter unsers Volks

Und ihrer losen Knappen, schreitest du

Zu Trutz, mit Wehr und Waffen, in mein Feld,

Und wirfst den Fehdehandschuh vor mich hin.

Ha! Schauerte nun auch die Menschlichkeit,

Wie Hektorn vor dem Ajax; und Achill,

Vor dir mich an; hüb' ich ihn doch empor.

Bei Gott! Bei Gott! Du Trotziger, ich muß! –

So gelt' es dann! Sieg gelt' es, oder Tod! –

Denn wisse! Keinem Knaben sprichst du Hohn,

Der seine ersten Waffen schwankend prüft.

Straff sind die Sehnen meiner Jugendkraft;

Ich bin gewandt zu ringen; meinem Arm[234]

Ist Phöbus goldnes Schwert ein Halmenspiel;

Des Fernhintreffers Silberbogen weiß

Ich wohl zu spannen; treffe scharf das Ziel;

Mein Köcher rasselt goldner Pfeile voll – – –

Wer mag einher in meiner Rüstung gehn? –

Es gelte, Fritz! Sieg gelt' es, oder Tod!

Du! Huldigt dir Gesang und Sprach' allein?

Und waltet nicht des Mäoniden Geist

Auch über meinem Haupt? Ich rang mit ihm,

Wie Herkuls Kraft mit Anteus Zauber rang.

Bezwang ich ihn nicht oben in der Luft? –

Ich komm', ich komme dir! Denn ehren mag

Ein solcher Widersacher das Gefecht.

Wie wird des Sieges Blume meinen Kranz

Verherrlichen! – Und gäbe mich der Rat

Der Himmelsherrscher dir auch unterthan;

So könnt' ich doch von keiner edlern Hand,

Als deiner sterben, edler, starker Held!

Auf rüste dich! Sieg gilt es oder Tod!


Quelle:
Bürgers Gedichte in zwei Teilen. Teil 1: Gedichte 1789. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart 21914, S. 234-235.
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