Sextus Empiricus

[671] Sextus Empiricus, ein griechischer (»empirischer« oder »methodischer«) Arzt, lebte um 200 n. Chr. in Alexandrien und Athen.

S., ein Vertreter der Skeptizismus, ist durch seine zwei Schriften die Hauptquelle für die Kenntnis der antiken Skepsis (vgl. Ainesidemos). S. unterscheidet: »Dogmatiker«, welche behaupten, die Wahrheit zu kennen; »Akademiker«, welche die absolute Unerkennbarkeit der Wahrheit annehmen; endlich die »Skeptiker«, welche betreffs des Wesens der Dinge nichts entscheiden. Ein Beweis irgendeiner Wahrheit ist nicht möglich, weil jeder Syllogismus ein Zirkelschluß ist, indem der Obersatz, auf den die Folgerung sich stützt, zu seiner Gültigkeit schon die Wahrheit der Folgerung voraussetzt; ferner gebe es zu jedem Beweis einen Gegenbeweis (isostheneia tôn logôn), auch führe jeder Beweis ins Unendliche (ho eis apeiron ekballôn). Gegen die Kausalität wird betont, die Ursache sei ein Relationsbegriff; da aber die Relation nur im Denken besteht, so hat die Ursache keine Existenz (ouch hyparchei). Ferner kann die Ursache weder gleichzeitig mit der Wirkung sein, da sonst kein Erzeugungsverhältnis bestände, noch kann sie ihr vorangehen, weil ohne die Wirkung nichts Ursache sein kann. Jede Kausalerklärung führt zu einer Diallele. Gleichartiges kann weder auf Ungleichartiges noch auf Ungleichartiges wirken, u. a. Auch die Beweise für das Dasein Gottes und der Vorsehung sind nicht stichhaltig; besonders die Übel in der Welt widersprechen der Annahme eines Gottes.

SCHRIFTEN: Pyrrhôneioi hypotypôseis (Pyrrhoniarum institutionum libri tres), 1718, 1842. – Pyrrhon. Grundzüge, 1877-81 (Mit Erläuterungen), auch in der »Philos. Bibl.«. – Adversus mathematicos libri XI (Pros mathêmatikous), 1718, 1842. Opera, 1718, 1842. – Vgl. C. HARTENSTEIN, Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kritik, Bd. 93.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 671.
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